Bachmann - Freies Werkstatt Theater Köln

In einer Seitenstraße nahe am Kölner Chlodwigplatz ist es versteckt - das Freie Werkstatt Theater Köln, seit mehreren Jahrzehnten ein Dreh- und Angelpunkt in der Kölner Theaterszene. Verschiedenste Inszenierungen finden hier ihr Zuhause - so auch "Bachmann".

Bereits seit 2016 arbeiten die beiden Schauspieler Achim Conrad und Thomas Hupfer an der Trilogie "Auf-Brüche", die das Kölner Theaterlabel movingtheatre.de in Kooperation mit den Kreuzgangspielen Feuchtwangen produziert. Nach "Lenz" inspiriert von Georg Büchners Novelle über den Sturm und Drang Dichter Jakob Michael Rheinhold Lenz und "Kafka", das sich den Werken und Wirken von Franz Kafka widmet, findet die Reihe nun mit "Bachmann", einem Porträt über das Leben von Ingeborg Bachmann, ihr Ende.  

Ein Leben zerrissen zwischen hohen Erwartungen der Gesellschaft und der eigenen Sehnsucht nach Liebe - das zeichnet die österreichische Lyrikerin Ingeborg Bachmann aus. Früh ist sie der Shooting Star der bis dahin männerdominierten Literaturwelt des 20. Jahrhunderts. In ihrem Leben voller Fragen, beispielweise zum Umgang mit dem immer noch vorhanden Faschismus oder der Suche nach der eigenen (künstlerischen) Stimme, gelingt es ihr nicht, ihr privates Glück zu finden, Liebhaber geben sich beinahe die Klinke in die Hand. 
All das führt zum frühen Ende eines schillernden Lebens...

Foto: Dieter Jacobi // Freies Werkstatt Theater Köln // movingtheatre.de

Eine dunkel gehaltene Bühne und eine kleine erhellte Kabine im Hintergrund, in der eine Schreibmaschine steht - das reicht "Bachmann" als Bühnenbild. Mit kleineren Requisiten spielt die Andeutung eine große Rolle, die Inszenierung verlässt sich auf die Vorstellungskraft des Publikums. 

Drei Schauspieler*innen nehmen die Zuschauer*innen mit auf die Reise durch das Leben von Ingeborg Bachmann. 
Achim Conrad und Thomas Hupfer übernehmen alle männlichen Rollen, zum Beispiel die stetig wechselnden Liebhaber Bachmanns, die Titelrolle spielt Anna Döing. Gemeinsam schaffen sie eine ganz besondere Atmosphäre - eine herausragende Ensembleleistung. 

Bei einer eher schwierig zu (be)greifenden Künstlerin wie Ingeborg Bachmann benötigt es Fingerspitzengefühl, nicht zu viel vom Publikum zu verlangen. Mit "Bachmann" gelingt Thomas Hupfer, der die Textfassung erstellt hat, eine Annährung an das Werk der Dichterin, die sich nicht in zu hoher Intellektualität verliert. Packend, ruhig und bewegend behält die Inszenierung immer den roten Faden bei.
Vom großen Namen "Bachmann" abschrecken lassen sollte man sich definitiv nicht - denn sonst verpasst man eines der Theaterhighlights des Herbsts! 


Noch einige Möglichkeiten gibt es, "Bachmann" am Freien Werkstatt Theater in Köln zu erleben - Spieltermine findet ihr unter https://www.fwt-koeln.de/de/stuecke/bachmann.html.

Anfang 2022 folgt dann die komplette Trilogie aus "Lenz", "Kafka" und "Bachmann", was durchaus als wahres Theaterspektakel bezeichnet werden kann.

Im Juni 2022 wechselt "Bachmann" dann für mehrere Wochen in das mittelfränkische Feuchtwangen, um die Zuschauer*innen der Kreuzgangspiele in ihren Bann zu ziehen - Karten und weitere Informationen findet ihr unter https://www.kreuzgangspiele.de/home.html.