Maria Stuart - Rosenbergfestspiele Kronach

Hoch über den Dächern von Kronach thront sie: Die altehrwürdige Festung Rosenberg. 
Bis in 13. Jahrhundert reicht ihre Geschichte zurück und heute dient sie nicht nur als Jugendherberge und Museum, sondern ist seit fast 30 Jahren Heimat der Rosenbergfestspiele Kronach.

In diesem Jahr ist die Festung Rosenberg eine ganz besondere Kulisse, geht es doch mit Friedrich Schillers "Maria Stuart" tief in die Intrigen des mittelalterlichen englischen Königshauses. Dabei hat sich die Regisseurin und Künstlerische Leiterin Anja Dechant-Sundby einen besonderen Twist ausgedacht. Beim Einlass bekommt jeder Mensch im Publikum eine kleine Kugel und darf mithilfe einer kleinen, am Rand der Bühne stehenden Waage entscheiden: Welche der beiden Schauspielerinnen des Ensembles spielt Maria Stuart? Und welche Schauspielerin spielt Elisabeth von England?

Wir befinden uns im spätmittelalterlichen England.
Maria Stuart, Königin von Schottland, muss von ihrem Thron fliehen, wird sie doch angeklagt, bei der Ermordung ihres Gatten eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Sie sucht Zuflucht bei ihrer Cousine, Königin Elisabeth I. - doch da Maria Stuart selbst Anspruch auf die englische Krone hat, lässt Elisabeth sie inhaftieren.

17 Jahre später setzt Schillers Klassiker an. Maria Stuart steht nach zwei Jahrzehnten Gefangenschaft kurz vor ihrer Hinrichtung. 42 Richter haben für ihren Tod gestimmt und sie für schuldig befunden - einzig das Urteil ihrer Cousine, Elisabeth I., steht noch aus. 
Ihre Wankelmütigkeit und Unentschlossenheit will der junge Mortimer nutzen, um Maria Stuart aus der Gefangenschaft zu befreien. Dabei weiht er den Grafen von Leicester ein, der - als Liebhaber von Elisabeth I. und Verliebter in Maria Stuart - ein Treffen der beiden Königinnen arrangieren soll. Doch das Treffen bringt die beiden nur noch weiter auseinander und Elisabeths Entschluss steht fest - Maria Stuart soll hingerichtet werden...


Foto: Frank Wunderatsch / Rosenbergfestspiele Kronach

Ein großes Bühnenbild hat "Maria Stuart" nicht nötig, spielen die Rosenbergfestspiele doch im Schatten der Festung in einem deutschlandweit fast einmaligen Ambiente. Nur zwei Stahlrohrgebilde, an Kronen erinnernd, haben ihren Platz auf die neue, in diesem Winter angeschaffte Bühne gefunden. Sie dienen als Thron, als Kerker und vor allem auch das Dreh- und Angelpunkte der Inszenierung. 


Gregor Nöllen
als Lord Davison und 
Volker Figge als Shrewsbury sind zwar rollenbedingt etwas im Hintergrund, geben ihren Charakteren und damit auch der Inszenierung einen starken Rahmen.

Artur Hieb ist als Kerkerwächter Paulet der Ruhepol des Stückes und der Inszenierung.

Gerald Leiß spielt Baron von Burleigh, seines Zeichens enger Vertrauter und Berater der Königin Elisabeth, und legt ihn von seiner Loyalität und seinen Pflichten gegenüber seiner Königin besessenen Menschen an. Großartig!

Lukas Reinsch feiert als junger Mortimer seine Premiere bei den Kronacher Rosenbergfestspielen. Sein Mortimer ist frisch, unbekümmert und gibt Reinsch Gelegenheit, sein großartiges schauspielerisches Potential zu entfalten. Ein mehr als gelungener Einstand!

Bernd Berleb steht als Graf Leicester auf der Festungsbühne. Er steht zwischen Elisabeth und Maria Stuart - diese Zerrissenheit arbeitet Bernd Berleb mit emotionalem und punktgenauem Schauspiel herausragend heraus.

Im Mittelpunkt der Inszenierung stehen Sabine Rossbach (Maria Stuart) und Katja Klemt (Elisabeth). Erst kurz vor Beginn des Stückes erfahren sie, welche Wahl das Publikum getroffen hat und wer nun Elisabeth und wer Maria Stuart spielt.
Elisabeth und Maria, das sind zwei Seiten einer Medaille. Sabine Rossbach und Katja Klemt arbeiten sie als starke, selbstbewusste Frauen heraus, deren Stolz einer Lösung des Konflikts im Wege steht. Sie brillieren sowohl in den starken als auch den emotionalen Momenten - ein wahres Theaterfeuerwerk. 


Mit "Maria Stuart" ist Regisseurin Anja Dechant-Sundby eine packende und bewegende Inszenierung von Schillers Klassiker gelungen. Ihr größter Trumpf - neben ihrem herausragend aufspielenden Ensemble - ist dabei ihre Inszenierungsidee, das Publikum wählen zu lassen, wer Maria Stuart und wer Elisabeth spielen soll. So fiebert ebenjenes bereits vor Beginn des Stückes mit und die Inszenierung schafft es, den Spannungsbogen bis zur letzten Minute mehr aufrecht zu erhalten.

"Maria Stuart" bei den Rosenbergfestspielen in Kronach ist eine wahre Theaterfreude - nicht verpassen!

Noch bis August gibt es die Möglichkeit, "Maria Stuart" bei den Rosenbergfestspielen in Kronach zu sehen. Infos und Karten findet ihr unter https://www.kronach.de/tourismus-kultur/theater/rosenberg-festspiele/index.html. Es lohnt sich!