Die Jungfrau von Orleans - Theater im Gärtnerviertel Bamberg

 Der Herbst ist da und damit auch die Eröffnungspremieren der Spielzeit 2021/22, die dieses Mal unter besseren Vorzeichen steht als im vergangenen Corona-Winter.

Die Bamberger Theatergruppe des Theaters im Gärtnerviertel, kurz TiG, macht Kultur an den verschiedensten Orten im Bamberger Stadtgebiet erlebbar. Für das erste Stück der neuen Spielzeit, "Die Jungfrau von Orleans" aus der Feder von Friedrich Schiller, hat das TiG in der Stephanskirche in der Bamberger Altstadt gefunden. 

Wir befinden uns im Frankreich des 15. Jahrhunderts. Im Krieg stehen die Franzosen kurz vor der Niederlage gegen die Engländer. Das ruft die junge Johanna aus Orleans auf den Plan, die sich - angetrieben von ihrem persönlichen göttlichen  Auftrag - dem französischen Heer anschließt, um ihr Volk von der Herrschaft der Feinde zu befreien. 

Sie entpuppt sich als beste Kämpferin des Heers und führt die Franzosen von Sieg zu Sieg. Doch auch die reinste Jungfrau ist nicht gefeit vor Sünde und Verführung...

Foto: Werner Lorenz // Theater im Gärtnerviertel Bamberg

Die Stephanskirche Bamberg bietet die perfekte Kulisse für die Wirrungen und Irrungen des Frankreichs des 15. Jahrhunderts. Der eigentliche Altar ist durch die Bühne überbaut, auch der weitere Raum im Kirchenmittelpunkt wird in die Inszenierung eingebunden. 

Musikalisch unterstützt wird das Theater im Gärtnerviertel von Mitgliedern des musica-viva Chores Bamberg, der Kantorei, der Jugendkantorei und des Gospelchors St. Stephan sowie ein Kontrabass (Christian Hellwich) und ein Saxophon (Julius Wiemann)

Eine große Stärke der Inszenierung ist - wie immer beim Theater im Gärtnerviertel - das Ensemble. Stephan Bach, Valentin Bartzsch, Martin Habermeyer und Ursula Gumbsch brillieren in verschiedensten Rollen. 

Die Hauptrolle, Johanna von Orleans, übernimmt in der Bamberger Inszenierung der junge Schauspieler Jonathan Bamberg. Seine Johanna ist verbissen und verliert dennoch nie ihr Ziel aus den Augen. 


Mit Schillers "Die Jungfrau von Orleans" widmet sich das Bamberger Theater im Gärtnerviertel den Themen Krieg und religiösem Fanatismus, die auch heute nichts an ihrer Aktualität verloren haben. Auch die Instrumentalisierung von Jeanne D´Arc durch verschiedenste nationalistische Kräfte wird in diesen Kontext gesetzt. Der Regisseurin Nina Lorenz gelingt (nicht nur) dadurch eine starke Inszenierung des Klassikers, die den Nerv der Zeit trifft. Bauen kann sie dabei auf ihr stark aufspielendes Ensemble. 

So gut die Inszenierung auch ist, ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die Titelrolle, eigentlich weiblich, wurde von der Bamberger Theatergruppe männlich besetzt. Das hinterlässt einen leicht bitteren Beigeschmack, denn starke Hauptrollen für Frauen sind in der Theaterbranche immer noch rar gesät.


Im Oktober gibt es weitere Termine der "Jungfrau von Orleans" in der Stephanskirche Bamberg - Informationen und Tickets findet ihr unter https://tig-bamberg.de/stuecke/die-jungfrau-von-orleans.