Nathan der Weise - Theater Ansbach

Der Coronavirus hat die Welt in einer unfassbaren Geschwindigkeit auf den Kopf gestellt. Der weitumfassende Lockdown, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, trifft neben Schulen, Einzelhandel und Gaststätten auch das Herz unserer Gesellschaft: Die Kultureinrichtungen. Theater müssen auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben, wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, steht in den Sternen. 
Mehr als in Erinnerungen an vergangene Theaterbesuche schwelgen bleibt momentan nicht - darum blicke ich heute auf meinen letzten Theaterbesuch vor der Krise zurück.

Der Klassiker "Nathan der Weise" aus der Feder von Gotthold Emphraim Lessing feierte bereits in der vergangenen Spielzeit seine Premiere und wurde nun aufgrund der großen Nachfrage Anfang März für einige wenige Vorstellungen wiederaufgenommen. 

Wir befinden uns in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge. Als der reiche jüdische Kaufmann Nathan von einer Reise zurückkehrt, erfährt er mit Schrecken, dass seine Tochter Recha nur knapp aus einem brennenden Haus gerettet werden konnte. 
Ihr Leben verdankt sie einem mysteriösen jungen Tempelritter, in den sie sich schließlich auch verliebt. Nathan hegt jedoch Vorbehalte gegen den jungen Mann.
Zur gleichen Zeit leert sich die Staatskasse des klammen Sultans Saladin aufgrund des Krieges immer mehr. Auf Anraten seiner Schwester Sittah bittet er Nathan zu sich - doch anstatt ihn um Geld zu beten, stellt er ihm die Frage nach der einzig wahren Religion...

Foto: Theater Ansbach

Das Herzstück des Bühnenbildes bilden simple weiße Gartenstühle. 
Je nach Anordnung der Stühle bilden sie die Kirche des Patriarchen, den Palast des Sultans Saladin oder Nathans Heim.
Außerdem kann die Ansbacher Inszenierung mit einer weiteren Besonderheit aufwarten - es wird nicht nur die komplette Bühne in ihrer Tiefe genutzt, auch die Tür zum Hinterhaus des Theaters wird mit in das Stück einbezogen.

Das Ensemble hat sich im Vergleich zur Premiere im Frühjahr 2019 nur an einer Position verändert. Nach dem Weggang von Andreas C. Meyer im Sommer übernimmt nun das neue Ansbacher Ensemblemitglied Bernd Berleb die Rolle des Derwischs und des Patriarchen von Jerusalem.

Mit "Nathan der Weise" zeigt das Theater Ansbach einmal mehr, worin seine Stärken liegen: Herausragende Ensemblearbeit und packende, punktgenaue Inszenierungen. 
Regisseurin und Intendantin Dr. Susanne Schulz gelingt es, Lessings Klassiker frisch und spannend auf die Bühne zu bringen, ohne die Essenz des Stückes zu verlieren.


 Ob und wann es am Theater Ansbach weitergeht, erfahrt ihr unter http://www.theater-ansbach.de/ - vorerst muss das Theater bis zum 3. Mai 2020 geschlossen bleiben.

In der momentanen Situation ist eines besonders wichtig: Solidarität. 
Viele Theater und freischaffende Schauspieler*innen befinden sich in finanziellen Notsituationen - ihr könnt durch eine kleine Geste helfen. 
Verzichtet auf die Erstattung der Karten für ausgefallene Spieltermine oder tauscht die Karten in Gutscheine um - natürlich nur, wenn es eure finanzielle Situation erlaubt. 
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