Acht Frauen - Kreuzgangspiele Feuchtwangen


Die Kreuzgangspiele setzen 2019 auf Frauenpower: Nach der "Geierwally" feierte nun mit den "Acht Frauen" das zweite Abendstück, das starke Frauen in den Mittelpunkt der Handlung stellt, seine Premiere im Feuchtwanger Kreuzganggeviert.
Wie in jedem Jahr gab es für alle Interessierten wieder die Möglichkeit, die öffentliche Generalprobe am Tag vor der Premiere zu besuchen. Sie kostet nur 10 Euro Eintritt, da es allerdings offiziell noch eine Probe ist, kann der Regisseur jederzeit unterbrechen, sollte etwas nicht passen. 

Das Theaterstück "Acht Frauen" stammt ursprünglich aus der Feder von Robert Thomas, wurde 2002 vom französischen Regisseur Francois Ozon verfilmt und entwickelte sich zum Publikumsmagnet in Frankreich und Deutschland. Bei den Kreuzgangspielen übernimmt nun Matthias Steurer die Regie der Kriminalkomödie. 

In einem abgelegen Haus auf dem Land lebt der Geschäftsmann Marcel umgeben von seiner Frau Gaby, seinen Töchtern Susanne und Catherine, Gabys Mutter, Gabys Schwester Augustine und den beiden Dienstmädchen Louise und Madame Chanel. Ein Fest steht an - doch am Morgen vor der Feier wird Marcel mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden. Alle Frauen hatten in den letzten Stunden vor Marcels Tod Kontakt mit ihm - und sind somit verdächtig. Der Mord muss aufgeklärt werden - und als schließlich auch noch Marcels Schwester Pierette auftaucht, beginnen die mühsam errichten Fassaden der Frauen zu fallen.



Das Bühnenbild von Werner Brenner schafft zwei verschiedene Ebenen. Auf der - aus der Sicht des Publikums - linken Seite steht eine Sitzgarnitur, auf der rechten Seite nimmt eine lange, mit Geschirr bestückte Tafel die Bühne ein. Ein Großteil der Handlung spielt sich jedoch in der Mitte ab, selten wird die volle Breite der Kreuzgangbühne ausgenutzt.

Im Film singt jede der acht Frauen ein Chanson - die Kreuzgangspiele setzen hingegen auf Eigenkompositionen. Michael Reffi, der in den letzten Jahren bereits die Musik der Kinderstücke komponierte, schuf für jeden Charakter ein eigenes Lied, das in sich eine kleine Geschichte erzählt und Einblick in die Hintergründe und Gedanken der Frauen gibt. 

Linda Prinz spielt den Teenager Catherine überzeugend aufmüpfig und aufsässig.

Rebekka Michaelek versucht als Susanne die makellose Fassade des Lieblingskinds der Familie bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.

Gabys Mutter Mamy lässt sich von ihrem Schwiegersohn aushalten - Doris Otto gibt der alten Dame einen Hauch Hinterhältigkeit und Verschlagenheit.

Gabriele Fischer spielt Augustine, den "Sonderling" der Familie, wunderbar schrullig und verschroben, ohne in Klamauk abzurutschen.

Sina Schulz gibt der Aufklärung des Mordes als verführerischer Vamp Pierette, mit punktgenauem Schauspiel, eine neue Dynamik.

Barbara Macheiner bringt die resolute Haushälterin Madame Chanel, die das Spiel der anderen Damen durchschaut, authentisch auf die Bühne.

Lisa Ahorn ist als Dienstmädchen Louise berechnend und impertinent - herausragend!

Annette Wunsch zeichnet die Herrin des Hauses Gaby als versnobte Grande Dame, die trotz der Streitigkeiten in der Familie versucht, ihre Würde zu bewahren und dennoch nicht das Bröckeln ihr eigenen mühsam errichteten Fassade verhindern kann.

Eine gute Komödie ist im Grunde auch eine Tragödie - "Acht Frauen" ist das beste Beispiel.
Natürlich gibt es einige lustige Szenen, dennoch bietet das Stück Tiefgang und Spannung.
Die Inszenierung von Regisseur Matthias Steurer lebt von den acht herausragenden Schauspielerinnen, die wunderbar auf Bühne harmonieren - es gibt nur selten Stücke, die so perfekt besetzt sind wie die "Acht Frauen" auf der Kreuzgangbühne.

Die Kreuzgangspiele setzten mit "Acht Frauen" ein starkes Zeichen: Es ist ein reines Frauenstück und auch das Ensemble der Festspiele ist zum ersten Mal zur Hälfte mit Frauen besetzt. Ohne Matthias Steurers großartige Regiearbeit in Frage stellen zu wollen, gibt es dennoch einen großen Kritikpunkt: Wir schreiben das Jahr 2019 - es wäre mehr als wünschenswert gewesen, einer weiblichen Regisseurin die Regie des Frauenstücks anzuvertrauen, die auch heute immer noch oft das Nachsehen gegenüber ihren männlichen Pendants haben. 

Dennoch kann ich euch nur ans Herz legen, euch die "Acht Frauen" bei den Kreuzgangspielen Feuchtwangen anzusehen. Eine spannende, mit Musik unterlegte Inszenierung und die großartig aufspielenden Schauspielerinnen versprechen einen wunderbaren Theaterabend! Bis Mitte August sind sie noch auf der Kreuzgangbühne zu sehen, weitere Infos zu Terminen und Tickets gibt es unter https://www.kreuzgangspiele.de/stuecke-2019/acht-frauen.html.