Biedermann und die Brandstifter - Theater Ansbach


Die Spielzeiten neigen sich langsam dem Ende zu und die Freilichtbühnensaison nähert sich mit großen Schritten. Als letzte Inszenierung im Großen Haus der Spielzeit 2018/19 zeigt das Theater Ansbach einen neueren Klassiker: "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch.


Brandstifter gehen um in der Stadt des wohlhabenden Haarwasserfabrikanten Biedermann. Um nach der Entlassung seines Mitarbeiters Knechtling sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, lässt er den Hausierer Schmitz in sein Haus und gewährt ihm und seinem Komplizen Eisenring Obdach. Auch wenn diese beteuern, nicht die gesuchten Brandstifter zu sein, steht Biedermanns Dachboden schnell voll mit Benzinkanistern. Selbst als die Brandstifter offen ihr Ziel darlegen, greift Biedermann nicht ein - und die Katastrophe nimmt ihren Lauf...

Ein großer Tisch bildet den Mittelpunkt des simpel gehaltenen Bühnenbildes.
An und um ihn spannt sich die Zündschnur, in der sich Biedermann im Laufe der Handlung immer mehr verheddert, kreuz und quer über die Bühne.
Die Kostüme sind zeitlos und schlicht. 

Sergej Czepurnyi, Claudia Dölker und Hartmut Scheyhing kommentieren als Chor das Geschehen und übernehmen kleine Nebenrollen - dadurch bleiben sie im Hintergrund des Stückes.

Sophie Weikert als Dienstmädchen Anna und Anna Mariani als Biedermanns herzkranke Frau Babette überzeichnen ihre Rollen wunderbar.

Andreas Peer (Schmitz) und Andreas C. Meyer (Eisenring) begeistern als die vermeintlich harmlosen Brandstifter mit großartigem, gewitztem Schauspiel. 

 Zu Gerald Leiß als Biedermann bedarf es nur weniger Worte: Herausragend! Leiß gibt Biedermann ein Gewissen und lässt ihn panisch und gelähmt zugleich zusehen, wie die Brandstifter sein Leben zerstören.

In Zeiten, in denen der Rechtspopulismus auf dem Vormarsch in Deutschland und Europa ist, hat Max Frischs "Lehrstück ohne Lehre" nichts von seiner zeitlosen Aktualität eingebüßt. Schon einmal wollte eine Gesellschaft von aufkeimender rechter Hetze "nichts gewusst" haben - "Biedermann und die Brandstifter" ist Warnung und Mahnung zugleich, die Augen nicht vor populistischen Brandstiftern zu verschließen und ihnen (anders als Biedermann) entschlossen entgegen zu treten.

Das Ansbacher Inszenierung schafft es, die Absurdität des Geschehens darzustellen, ohne in Klamauk abzurutschen. Wer für episches und absurdes Theater offen ist, für den verspricht "Biedermann und die Brandstifter" einen großartigen Theaterabend.
Das Theater Ansbach wartet mit einem herausragenden Ensemble und spannenden Inszenierungsideen auf - absolut sehenswert! 

Es gibt noch mehrere Gelegenheiten, Biedermann und die Brandstifter in Ansbach zu erleben - allerdings ist die letzte Vorstellung bereits am 6. Juni, wartet darum nicht zu lange! Informationen zum Stück, den Terminen und zum Theater Ansbach gibt es wie gewohnt unter http://www.theater-ansbach.de/theater/spielzeit-20182019/biedermann-und-die-brandstifter/.