Mein Freund Kurt - Theater Ansbach


Die Kreuzgangbühne ist abgebaut, die Freilichtbühne Dinkelsbühl verwaist, der Schlosshof der Residenz Ansbach wieder unbestuhlt - kurzum: Der letzte Vorhang für die Sommerstücke ist gefallen. Doch zum Glück starten die Theater mit dem Beginn des Herbstes langsam aber sicher in ihre Winterspielzeiten - den Beginn machte nun das Ansbacher Theater.

Das Theater Ansbach eröffnet die Spielzeit 2018/19 mit der Komödie "Mein Freund Kurt" aus der Feder von Lothar Greger in diesem Jahr nicht wie üblich im Theaterhaus. 
Dort wurde über den Sommer ein neuer Bühnenboden eingebaut und nun weicht das Theater Ansbach für die ersten drei Vorstellungen der Spielzeit auf einen besonderen Ort aus: Die Ansbacher Kammerspiele, die sonst für Kabarett, Poetry Slams und Konzerte genutzt werden.


Antons Frau und seine Freunde sind längst gestorben und er selbst wünscht sich den Tod besser jetzt als gleich herbei. Doch als ihn der Tod namens Kurt dann tatsächlich zuhause besucht, kommt sein Verhandlungsgeschick zum Tragen. Einen weiteren Tag möchte Anton. Schließlich muss ja noch die Wohnung verkauft, der Pfarrer informiert und die Frisur auf Vordermann gebracht werden. Draußen, an der frischen Luft, beim Brennholz hacken soll es nun am nächsten Tag also soweit sein. Doch die Sache mit dem Raum-Zeit-Kontinuum, das durch Antons Nicht-Tod durcheinander gebracht wurde, hat Kurt nicht bedacht. So entgeht Anton durch das beherzte Eingreifen eines Spaziergängers wieder dem Tod. Auch auf der Intensivstation im Krankenhaus will das mit dem Sterben noch nicht so recht klappen, erleidet doch Kurt einen stressbedingten Herzinfarkt und wird so zum Zimmernachbar des sterbewilligen Anton...

Bei Komödien besteht oft die Gefahr, in den Klamauk abzudriften - Negativbeispiele aus der Region dürften vielen bekannt sein. Dem Regisseur Dave Wilcox gelingt es bei "Mein Freund Kurt" jedoch, die Grenze zum Klamauk nie zu überschreiten und den feinsinnigen Momenten Raum zu geben. Dennoch wirkt das Geschehen auf der Bühne von Zeit zu Zeit durchaus vorhersehbar und beliebig - was jedoch nicht an der Inszenierung, sondern am Stück selbst liegt. 

Beim Bühnenbild stand Aylin Kaip vor einer besonderen Herausforderung: Es sollte nicht nur sowohl für die Bühne der Kammerspiele als auch für die Bühne im Theater Ansbach passen, sondern auch möglichst viele Orte wie Antons Wohnung, die Intensivstation des Krankenhauses oder ein Altenheim abbilden. Mit vielen Kniffen und Klappelementen ist ihr diese Aufgabe mehr als gelungen.

Anna Mariani und Andreas C. Meyer übernehmen alle weiblichen bzw. männlichen Nebenrollen, zum Beispiel die slawische Krankenschwester auf der Intensivstation oder einen Spaziergänger. Auch wenn diese vielen kleinen Rollen nicht so sehr im Fokus stehen, sorgen beide für das ein oder andere Highlight. 

Andreas Peer spielt den doch nicht so sterbewilliger Anton gewohnt souverän.
Gekonnt bringt er die Kauzigkeit des Anton auf die Bühne und wirkt auch, 
wenn Anton senil im Altenheim sitzt, sehr glaubwürdig.

Gerald Leiß als Kurt Tod ist der Mann für die feinsinnigen Momente. Es ist eine wahre Freude, ihm in den ruhigen Momenten des Stücks zuzusehen. 


"Mein Freund Kurt" ist ein Stück, das durchaus unterhält, aber dennoch zum Nachdenken anregt. Trotz den Späßen geht die tragische Seite der Handlung dank einem großartig aufgelegten Ensemble und punktgenauer Regie nicht unter

Möglichkeiten, sich das Spiel um Leben und Tod  in Ansbach anzusehen, gibt es noch einige. Am 12. und 14. September wird das Stück noch einmal bei den Ansbacher Kammerspielen gezeigt, bevor es auf die Bühne des Theater Ansbach umzieht. 
Da man bei den Vorstellungen in den Kammerspielen freie Platzwahl hat, an dieser Stelle ein Tipp. Schaut doch mal, ob oben im Rang noch ein Plätzchen frei ist. Dort sieht man viel besser als unten, da dort die Reihen nicht ansteigen. 

Weitere Informationen und Karten gibt es unter http://www.theater-ansbach.de/theater/mein-freund-kurt/.