Tartuffe - Theater Ansbach


Im Landkreis Ansbach gibt es ein großes Angebot an Freilichttheater. Das Landestheater Dinkelsbühl, die Kreuzgangspiele Feuchtwangen und das Toppler Theater in Rothenburg ob der Tauber stehen seit Jahren für großartige Sommerunterhaltung.
Ist bei diesem reichen Kulturangebot in der Region noch Platz für Freilichttheater in Ansbach? Definitiv. 

Nachdem in den letzen beiden Jahren die Sommerproduktionen im Citrushaus des Ansbacher Hofgartens das Publikum begeisterten, wagt sich das Theater Ansbach nun unter freien Himmel: Und zwar in den Innenhof der Ansbacher Residenz. 

Molieres "Der Tartuffe oder der Betrüger" steht als Beitrag zu den Ansbacher Rokokofestspielen auf dem Spielplan. 
Tartuffe ist ein Betrüger, Blender und Heuchler - dennoch hat er sich Orgons Gunst erschlichen, der von seinem neuen Freund sehr angetan ist und ihm jeglichen Wunsch als Gast in seinem Haus erfüllt. 
Der Rest seiner Familie möchte den ungebetenen Gast am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden. Vor allem, als Orgon das Haus an Tartuffe überschreibt und ihm seine Tochter Mariane, die allerdings schon mit Valére verlobt ist, zur Frau geben will, muss gehandelt werden...


Mehr als eine lange Tafel und einige Pflanzen braucht es an Bühnenbild nicht - der Schlosshof der Ansbacher Residenz sorgt für eine großartige Kulisse. 
Obwohl dieser optisch sehr gut zum Stück passt, gibt es dennoch Kritikpunkte an der Location. Zum einen stehen alle Sitze auf einer Ebene, was die Sicht von weiter hinten erschwert, zum anderen hallt der Schlosshof extrem. 
Zudem liegt die Residenz nahe dem Volksfestplatz - Bierzeltmusik als stetiger musikalischer Hintergrund stört das Theatererlebnis leider etwas. Für die Begebenheiten vor Ort kann das Theater nichts, allerdings hätte man nicht unbedingt Vorstellungen parallel zum nahegelegenen Ansbacher Volksfest ansetzen müssen.  

Trotzdem lassen sich diese kleineren "Mängel" der Residenz verschmerzen, denn das Ensemble zeigt wieder einmal bestes Schauspiel.

Gerald Leiß zeigt sich als Polizist, der Tartuffe schließlich verhaftet, gekonnt durchtrieben.

Orgons Tocher Mariane hat das größte Interesse daran, Tartuffe das Handwerk zu legen, schließlich will sie doch Valère statt Tartuffe heiraten. Anna Mariani bringt Mariane humorvoll und wunderbar überzeichnet auf die Bühne.

Valère, Marianes Angebeteten, spielt Andreas C. Meyer mit großer Spielfreude. 

Sophie Weikert als Orgons Ehefrau Elmire bleibt anfangs eher im Hintergrund, dann allerdings überzeugt sie auf ganzer Linie.

Die Dienstmagd Dorine ist eine Rolle wie Claudia Dölker für gemacht. Spitzzüngig zieht sie im Hintergrund die Fäden, um Tartuffe das Handwerk zu legen. 

Für die schauspielerischen Highlights sorgt Valentin Bartzsch als Cléante, Elmires leicht kauziger Bruder. Es ist eine großer Freude, seinem herausragenden Schauspiel zuzusehen - leider ist es seine letzte Rolle am Theater Ansbach.

Den Herrn des Hauses, Orgon, bringt Andreas Peer aufbrausend und stur auf die Bühne - absolut großartig. 

Sergej Czepurnyi wird zwar erst ab Herbst Teil des festen Ensembles, trotzdem steht er zusätzlich zu einem anderen Freilichtengagement nun schon als Titelfigur Tartuffe als Ersatz für einen erkrankten Kollegen auf der Bühne - an dieser Stelle meinen großen Respekt für diesen Einsatz!  Czepurnyi spielt den Tartuffe wunderbar scheinheilig und hinterlistig und fügt sich sehr gut in das Ensemble ein.

Die für "Tartuffe" unabdingbare Situationskomik bringt das Ensemble des Ansbacher Theaters großartig auf die Bühne. 
Der etwa 1 1/2 Stunden lange Komödienklassiker ist überzeichnet, bissig und ein riesiger Theaterspaß! Ohne Klamauk und mit viel Humor gelingt dem Theater Ansbach mit "Tartuffe" ein beeindruckender Einstand auf die Freilichtbühne!

Zwei Möglichkeiten gibt es noch, sich "tartuffisieren" zu lassen:
Am 12.7 und 13.7 stehen die letzten beiden Vorstellungen des Ansbacher "Tartuffe" auf dem Spielplan. Karten und weitere Informationen gibt es unter http://www.theater-ansbach.de/theater/spielzeit-20172018/der-tartuffe/

Wer also Freilichttheater im Residenzhof sehen möchte - seht euch unbedingt "Tartuffe" an! Im nächsten Jahr spielt das Theater Ansbach erst einmal wieder im Citrushaus...