The King's Speech - Dinkelsbühl

2010 kam "The King's Speech - Die Rede des Königs" mit Colin Firth, Geoffrey Rush und Helena Bonham Carter in die Kinos. Vier Oscars erhielt der Film damals. Mittlerweile hat das Biopic über König George VI. von England als Theaterstück den Weg auf deutsche Bühnen gefunden - in diesem Jahr auch zum Landestheater Dinkelsbühl, welches das humorvolle, berührende Stück 2018 bei den Sommerfestspielen am Dinkelsbühler Wehrgang zeigt.

Viele werden die Handlung noch vom Film kennen, die übrigens auf einer wahren Begebenheit basiert. 

Prinz Albert von England hat zwar kaum Aussichten darauf, König zum werden, hat aber ein großes Problem - er stottert. 
Sein letzter Ausweg ist ein Besuch beim bürgerlichen Sprachtherapeuten Lionel Logue. Nach anfänglicher Ablehnung entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden - und als Bertie schließlich doch König von England wird, meistert er mit Lionels Hilfe die  wichtigen Reden, die seinem Volk Hoffnung machen sollen - vor allem im Hinblick auf den nahenden Zweiten Weltkrieg.



Natürlich besteht bei einem Stück wie "The King's Speech" die Gefahr, den oscarprämierten Film nachzuspielen. Doch Regisseur Peter Cahn schafft mit seiner Inszenierung ein eigenständiges Bühnenerlebnis, das natürlich Anlehnung an den Film nimmt, ihn aber nicht lauwarm wiedergibt.

Das Bühnenbild in Dinkelsbühl besteht aus zwei Elementen: Der bürgerlichen Ebene, wo sich Wartezimmer, Sprechzimmer und die Wohnung des australischen Sprachtherapeuten Logue befinden, und der royalen Ebene im oberen Teil des Bühnenbildes, auf der sich alle königlichen Angelegenheiten abspielen. 

Mit Projektionen werden historische Ereignisse, die wichtig für den historischen Kontext des Stückes sind, visuell wiedergegeben, beispielsweise der Aufstieg Hitlers in Deutschland, der Tod des Königs George V. oder die Krönung Berties zu König George VI.


Jens Rainer Kalkmann als König George V., Knut Fleischmann als Winston Churchill und Andreas Gräbe als Erzbischof von Canterbury bleiben zwar rollenbedingt im Hintergrund, sorgen aber trotzdem für gute Unterhaltung.

Maximilian Westphal  überzeugt trotz der kleineren Rolle als unsympathischer Thronfolger David, Prince von Wales, der aufgrund seiner Beziehung zu einer bürgerlichen, amerikanischen Frau dem Thron letztendlich ablehnt.

Lionels Frau Myrtle träumt von der Rückkehr in ihre Heimat Australien, steht aber trotzdem immer hinter ihrem Mann - Monika Reithofer verkörpert diese Rolle und ihren Konflikt sehr glaubhaft.

Marietta Holl, Berties Frau Elizabeth, die Herzogin von York, sticht mit Charisma und royaler Bühnenpräsenz aus dem Hintergrund heraus und ist eine der schauspielerischen Stützen des Stückes.

Andreas Peteratzinger überzeugt als Sprachtherapeut Lionel Logue durchaus, er füllt die Rolle aus und arbeitet die Tragik an Logues Charakter sehr gut heraus.

Dennoch bleibt er schauspielerisch immer im Schatten seines Spielpartners Bernd Berleb.


Bertie, stotternder Prinz und zukünftiger König George VI. von England - diese große Rolle spielt Bernd Berleb absolut herausragend und berührend. Er bleibt zu jeder Zeit absolut authentisch, zieht das Stottern des Prinzen nie ins Lächerliche und zeigt viele Facetten seines exzellenten Schauspiels.


Ich kann euch nur ans Herz legen, euch "The King's Speech" im Landestheater Dinkelsbühl anzusehen.

Leider wurden schon viele Termine gestrichen, um stattdessen die sehr seichte Revue "Und es war Sommer" zu zeigen, darum ein kleiner Appell: Holt euch Karten, ihr werdet es nicht bereuen!
Dinkelsbühl hat eine rundum gelungene Inszenierung des bekannten Films auf die Freilichtbühne am Wehrgang gebracht - das Publikum erwartet ein toller Abend!


Karten und weitere Informationen gibt es wie immer auf https://www.landestheater-dinkelsbuehl.de/startseite/