Theaterspaziergang 2018 - Kreuzgangspiele Feuchtwangen

"So schreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus
Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle." 
(Goethes Faust I - Vorspiel auf dem Theater)

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Theaterspaziergangs und dem 70-jährigen Jubiläum der Kreuzgangspiele hatten sich die Organisatoren etwas besonderes überlegt:
Statt wie normal zu Fuß zu Orten in der Feuchtwanger Innenstadt zu spazieren, ging es mit dem Bus zu verschiedenen Orten im Feuchtwanger Umland.
Passend zum großen Highlight der Jubiläumsspielzeit, der Inszenierung von Goethes Faust, sollte sich auch beim Theaterspaziergang alles um den Teufelsbeschwörer drehen.


Aufgeteilt auf drei große Busse startete die Spazierfahrt, moderiert von den drei "Reiseleitern" Ulrich Westermann, Lennart Matthiesen und Thomas Hupfer, die während der Fahrt zu den verschiedenen Orten Hintergrundwissen, Anekdoten und mysteriöse regionale Legenden an das Publikum weitergaben. 


Das erste Ziel des Abends war eine Kiesgrube in der Nähe von Wehlmäusel bei Feuchtwangen. Dort erläuterten Thomas Hupfer, Ulrich Westermann und Lennart Matthiesen welche Bestandteile es braucht, um den Teufel und Geister zu beschwören und gaben dann die Bühne frei für die Hauptperson des Abends: Johann Faust. 

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Faust (Mario Schnitzler), begleitet von seinem Diener Kaspar (Pascal Pawlowski), begibt sich zu einem geheimen Ort, um Geister zu beschwören. 
Er schickt seinen Diener weg und spricht die Worte, um die Teufelsgeister herbei zu rufen.
Den schnellsten, Mephistopheles (Rebekka Michalek), wählt er aus und schließt einen Pakt mit ihm:
24 Jahre, das Jahr in 365 Tagen gerechnet, muss Mephisto ihm dienen - danach muss Faust zur Hölle fahren und dem Teufel dienen. 



Am nächsten Ort, einem nicht weit entfernten Fischweiher, befanden wir uns nun am Hofe des Herzogs von Parma. 
Faust macht mit seinen Künsten der Herzogin (Lisa Ahorn) schöne Augen, er zeigt ihr Illusionen von verschiedenen Figuren. 
Dies missfällt dem Herzog von Parma (Wolfgang Beigel) natürlich und er lädt Faust zum Essen ein, wo er ihn vergiften will. Durch die Warnung Mephistos wird das allerdings verhindert und sie fliehen. 


Weiter ging es nun zur letzten Station des Abends: Der Zirkelkappel bei Schwaighausen in der Nähe von Dentlein am Forst. 
Wunderbar illuminiert erwartete uns nun die Auflösung der Handlung - wird Faust gerettet oder muss er in die ewige Verdammnis? 


Mephisto klärt Faust darüber auf, dass der Pakt fast vorbei und Fausts Leben bald zu Ende sei. Auf Fausts Einwand, dass nur 12 Jahre vergangen seien, wendet Mephisto ein, dass seine Pflicht erfüllt ist, denn er hat nicht nur die Tage, sondern auch die Nächte mitgezählt. 


Der Nachtwächter verkündet die nahende Mitternacht, mit der der Pakt zu Ende geht. 
Anders als in Goethes Faust gibt es in dieser Version keine Erlösung für Faust:
Mit dem 12. Glockenschlag ist er gerichtet und ewig in der Hölle verdammt. 


Abschließend wurde noch das Ensemble der Kreuzgangspiele 2018 kurz vorgestellt:
Thomas Hupfer, Ulrich Westermann, Lennart Matthiesen, Gregor leDahl, Lisa Ahorn, Sina Schulz, Sven Hussock, Thomas Zieler, Gabriele Fischer, Pascal Pawlowski, Rebekka Michalek, Konstantin Krisch, Julia Suzanne Buchmann, Wolfgang Beigel, Doris Otto, Rudolf Krause, Alexander Ourth, Mario Schnitzler, Peter Heeg, Chantale Schumacher und Daniel Asofiei werden auch in diesem Jahr wieder bis zu 50.000 Kreuzgangbesucher mit ihrem Schauspiel begeistern. 



Zum Abschluss folgte der traditionelle "Umtrunk", bei dem süße und scharfe Leckereien aus dem Café am Kreuzgang und Getränke gereicht wurden. 
Das Ambiente neben der großartig beleuchteten Zirkelkappel war natürlich großartig, trotzdem gibt es einen Kritikpunkt: 
Kaum war man ins Gespräch mit anderen Besuchern oder Schauspielern gekommen, war es schon an der Zeit, wieder die Heimfahrt zurück nach Feuchtwangen anzutreten. 

Auf der Rückfahrt folgte eine letzte Überraschung: In einem See im Dentleiner Forst wurde nach Vorbild aus Dantes Göttlicher Komödie die Überfahrt von verlorenen Seelen in die Hölle gezeigt - großartig mit Fackeln und einem Boot in Szene gesetzt. 

Abschließend möchte ich noch ein großes Lob an die Organisatoren um Dr. Gerhard Seidel, der den Theaterspaziergang inszeniert hat, loswerden. 
Es war ein großartiger Abend und ein würdiger Auftakt für die Jubliäumsspielzeit 2018!

Falls ihr jetzt Lust bekommen habt, die Kreuzgangspiele diesen Sommer zu besuchen - 2018 gibt es tolle Stücke! Auf der großen Kreuzgangbühne werden Faust, Wie im Himmel und Schneewittchen gespielt, im zweiten Übergangsspielort, dem Museumsgarten des Fränkischen Museums, kann man neben dem Kleinkinderstück "Hase und Igel" auch ein Jugendstück erleben: "Kafka", basierend auf Werk und Biographie des bekannten Schriftstellers. 
Informationen zu den Stücken und Tickets gibt es unter https://www.kreuzgangspiele.de/index.php?id=1