Frau Müller muss weg! - Landestheater Dinkelsbühl


Will man die Abgründe des Menschen sehen, muss man auf einen Elternabend gehen. 

Das dachte sich wohl Lutz Hübner, als er das Theaterstück "Frau Müller muss weg!" schrieb. Am bekanntesten ist wohl der gleichnamige Film von Sönke Wortmann. 
Das Landestheater Dinkelsbühl zeigt "Frau Müller muss weg" als letztes Stück der Winterspielzeit 2016/17 und schon vor der Premiere waren die regulären Vorstellungen ausverkauft. 


Viele werden den auf dem Theaterstück basierenden Film gesehen haben - wer ihn wie ich nicht kennt, hier eine kleine Zusammenfassung:

 „Am Elternabend zeigt sich, wie solidarisch eine Gesellschaft wirklich ist und wie sie mit Erfolg und Niederlagen umgeht. Da werden keine Gefangenen gemacht und keine Konzessionen. Wessis haben was gegen die Lehrerin aus dem Osten, Ossis finden die Westkinder völlig verzogen, soziale Vermischung schön und gut, aber doch nicht in der Klasse meines Kindes! Und weil an Elternabenden nicht nur Eltern um ihre Kinder kämpfen, sondern auch immer die Eltern für sich selbst, ist man sich im Vorfeld des Treffens einig geworden: Es geht darum, die blöden Bälger irgendwie durchzukriegen! Frau Müller muss weg!“ Doch Frau Müller weiß sich zu wehren.


Das Bühnenbild stellt ein Klassenzimmer dar und besteht aus angedeuteten Wänden, einer Tafel und natürlich den Schultischen und -stühlen. 
Schlicht, aber dennoch absolut passend zum Stück.

"Frau Müller muss weg" braucht gute Schauspieler - das Landestheater kann ein hervorragendes Ensemble aufweisen. 

Frau Müller, die in Frage stehende Lehrerin der Klasse 4b, wird von Patricia Foik gespielt.

Maximilian Westphal spielt den eher objektiven, zurückhaltenden Kaj Grabowski mit großartigem Schauspiel und Hingabe.

Jessica Höfel, wunderbar gespielt von Maike Frank, ist eine resolute Karrierefrau, die  beim Elternabend das Ruder in die Hand nimmt. 

Monika Reithofer als Marina Jeskow zeigt beispielhaft, wie emotionales, glaubwürdiges, hervorragendes Schauspiel funktioniert.

Andreas Peteratzinger spielt den bemüht rationalen Patrick Jeskow fantastisch und sorgt für einige Lacher. 

Zu Bernd Berleb, der den arbeitslosen Vater Wolf Heide spielt, gibt es nur eines zu sagen: Brilliant. Absolut brilliant. 


Ich kann euch nur empfehlen, "Frau Müller muss weg" einen Besuch abzustatten.
Man kann viel lachen, aber dennoch hat das Stück Tiefgang und wird teilweise sogar traurig. Die Dinkelsbühler Inszenierung ist einfach sehenswert!
Man kann nur hoffen, dass das Schauspielensemble in Dinkelsbühl noch einige Zeit in seiner momentanen Konstellation besteht - so ein starkes, herausragendes Ensemble kann sich jedes Theater und jedes Publikum nur wünschen!
Auch wenn das Thema ein Elternabend ist, "Frau Müller muss weg" ist keineswegs ein Stück, das nur für Eltern ist. Ich zum Beispiel habe teilweise sehr an meine eigene Schulzeit denken müssen. 

Infos zum Stück und zu den nahenden Sommerfestspielen gibt es unter