Die Dreigroschenoper - Theater Pforzheim

Berlin, Oktober 2013.
Meine Klasse befindet sich auf Klassenfahrt und unsere Lehrer haben die glorreiche Idee, mit ihren Schüler ohne jegliche Vorbereitung im Unterricht,  Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" vom Berliner Ensemble zu besuchen. 
Es kommt, wie es kommen muss - in der Pause verlassen 90% der Schüler das Theater. 

Zu diesen Schülern gehörte damals auch ich. Ich konnte absolut nichts mit der Inszenierung und dem Stück anfangen und hatte seitdem ein kleines "Dreigroschenoper-Trauma".
Drei Jahre lang habe ich einen großen Bogen um Die Dreigroschenoper gemacht - bis heute. 

Im Theater Pforzheim hatte ich schon Hamlet und Sugar als sehr gute Inszenierungen gesehen, wenn mir also ein Theater die Dreigroschenoper doch noch näherbringen könnte, dann das Theater in Pforzheim.

Worum geht es in Brechts "Dreigroschenoper"?
"Jonathan Peachum, der im Stadtteil Soho lebt, schlägt völlig abgebrüht Kapital aus dem Elend anderer. So verkleidet er gesunde Bedürftige als Krüppel und schickt sie zum Almosensammeln auf die Straße. Wer seiner Organisation „Bettlers Freund“ nicht angehört, hat keine Chance auf dem freien Markt. „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank“, fragt provokativ sein ärgster Konkurrent Mackie Messer, Chef einer Bande von Straßengangstern. Es kommt zum Duell zwischen beiden, das eskaliert, als Mackie ausgerechnet Peachums Tochter Polly heiraten will."
(Quelle: Theater Pforzheim)

Bild: Ronja W. 

Das Bühnenbild in Pforzheim überzeugt durch seine Schlichtheit, doch leider ist das Material nicht optimal. 
Die Aufsteller sind mit Folie überzogen, die extrem spiegelt, wenn die Scheinwerfer darauf leuchten. Ich wurde in der ersten Reihe nicht nur einmal sehr stark geblendet, das stört leider das Theatererlebnis extrem.



Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass man teilweise den Text der Lieder schlecht versteht, da das Orchester die Sänger und Sängerinnen übertönt. Gerade bei einem Theaterstück, in dem die Lieder so viel wichtigen Inhalt für die Handlung haben, ist das schade.

In allen weiteren Aspekten überzeugt die Inszenierung von Thomas Münstermann auf ganzer Linie. 
Sowohl das Orchester als auch die Schauspieler zeigen sich von ihrer besten Seite. 

Markus Löchner spielt Polizeichef Tiger Brown amüsant, gleichzeitig aber auch zerrissen zwischen seiner Pflicht als Polizist und seiner Freundschaft zu Mackie Messer.

Jula Zangger (Lucy) und Theresa Martini (Polly Peachum) liefern sich einen wirklich sehenswerten und amüsanten Schlagabtausch. 

Robert Besta zeigt als Mackie Messer einmal mehr, wie großartig sein Schauspiel ist. Sowohl schauspielerisch als auch gesanglich eine der besten Leistungen des Abends.

Um ein Fazit zu ziehen: 
"Die Dreigroschenoper" vom Theater Pforzheim ist absolut sehenswert. 
Eine tolle Inszenierung trifft auf ein grandioses Ensemble. 
Es gibt einige weitere Termine für die "Dreigroschenoper" im Theater Pforzheim. Alle wichtigen Infos findet ihr unter www.theater-pforzheim.de.

Mein "Dreigroschenoper-Trauma" ist nun Geschichte. Mir hat es sogar so gut gefallen, dass meine Freunde und ich uns in 1 1/2 Wochen noch einmal das Stück ansehen. Man muss ja schließlich den Berufsschulblock sinnvoll nutzen. 


Yasmin