[Interview] Moritz Schilk

Die kleine Sommer- Blogpause ist vorbei! 
Um das zu feiern gibt es heute ein neues Interview! 

Foto: Lisa Knauer


Moritz Schilk spielte diesen Sommer bei den berühmten Kreuzgangspielen Feuchtwangen DIE Hauptrolle schlechthin - den Romeo in Shakespeares "Romeo und Julia". Außerdem konnte man ihn als Smee im Kinderstück "Peter Pan" erleben.
Im Oktober steht er in "Unerträglich lange Umarmung" am St. Pauli Theater in Hamburg auf der Bühne.




Was hat dich ans Theater gebracht, wie bist du zum Berufswunsch Schauspieler gekommen?
In der Schule hatte ich schon immer begeistert an der Theater- und an der Musical – AG teilgenommen und auch sonst habe ich mich auf der Bühne und vor Publikum immer sehr wohl gefühlt. Sei es beim Schauspielen, Tanzen, Singen oder Klavier spielen. Nach meinem Abi habe ich zunächst ein FSJ im Sport gemacht, dann aber schnell gemerkt, dass es mich auf professioneller Berufsebene eher „zur Kunst“ zieht. So habe ich mich dann an verschiedenen Schauspielschulen beworben und bin unter anderem in Hamburg angenommen worden.

Du hast deine Ausbildung an der Freien Schauspielschule Hamburg im März 2016 beendet. Kannst du diese Schule weiterempfehlen und welche Ausbildungsinhalte haben dir dort besonders gefallen, welche weniger?
Die FSH ist noch eine sehr junge Schauspielschule und hat dafür schon Einiges erreicht. Am Besten und für mich auch am Wichtigsten ist die Qualität der Dozenten. Viele der Dozenten sind selbst noch in ihrem Lehrfach tätig und bringen deshalb eine gewisse Nähe zum Berufsleben mit in den Unterricht.
Neben den Grundfächern Schauspiel, Sprache und Gesang habe ich die sportlichen und „körperschulenden“ Fächer immer sehr genossen. Boxen, Tanz, Fechten, Körpertraining. Alle sorgen unter anderem für einen gesunden und fitten Körper und der ist ja immerhin das Instrument des Schauspielers.
Die Film- und Synchronsparte steckt momentan noch sehr in den Kinderschuhen. Wer also genau weiß, dass er vor die Kamera möchte, sollte es vielleicht eher an einer Filmhochschule versuchen.

Du stehst noch ziemlich am Anfang deiner Schauspielkarriere. Welche Rollen möchtest du unbedingt einmal spielen?
Ich habe vor allen Dingen Lust viele verschiedene Rollen zu spielen. Eine Lieblingsrolle habe ich gar nicht, obwohl Romeo schon ein kleiner Traum gewesen ist!

2015 hast du bei den Kreuzgangspielen in Feuchtwangen den Major Crampas im Jugendstück "Effi Briest" gespielt, dieses Jahr den Romeo in "Romeo und Julia" sowie Mr. Darling und Smee im Kinderstück "Peter Pan". Wie unterscheiden sich Erwachsene, Kinder und Jugendliche als Publikum?
Ich empfinde, dass Kinder die ehrlichsten Zuschauer sind. Die geben mir als Schauspieler quasi eine „Instant-Reaktion“. Bei Jugendlichen wird es besonders spannend, wenn man sie mit dem Spiel erreicht und auf eine gewisse Art und Weise packt. Es ist wunderbar, wenn man es schafft, sie zum Nachdenken und zur Reflexion zu bewegen.
Mit den Erwachsenen ist das nochmal wieder was ganz anderes. Es gibt viele unterschiedliche Motivationen, aus denen heraus die Menschen ins Theater gehen. Jeder Abend bietet also einen neuen „Motivationscocktail“. Es ist immer wieder aufs Neue interessant herauszufinden, wie er schmeckt.

Die Kreuzgangspiele Feuchtwangen sind eine überregional bekannte und renommierte Freilichtbühne. Wie war es für dich, dort gleich nach deinem Abschluss an der Schauspielschule eine so große Hauptrolle wie den Romeo spielen zu dürfen?
Johannes Kaetzler hat mir sein Vertrauen geschenkt. Das war für mich das Wichtigste. Ich bin ihm sehr dankbar für die Chance und gleichzeitig auch die Herausforderung, die sich dadurch ergeben hat. Und ich gebe gern zu: so aufgeregt wie vor der „Romeo und Julia – Premiere“ war ich, glaube ich, in meinem ganzen Leben noch nicht.

Wie hast du dich darauf vorbereitet, Romeo zu spielen?
Eine saubere Textarbeit, noch vor Probenbeginn, war für mich sehr wichtig! Dann hatte ich mir nochmal die jüngste Thalia-Inszenierung angeschaut, um ein bisschen Input zu bekommen. Ansonsten habe ich darauf vertraut, dass die wirkliche Rollenentwicklung während des Probenprozesses passiert. Das war mir wichtig, um die Arbeit mit einer gewissen Ruhe antreten zu können.

Jeder weiß, dass das Stück "Romeo und Julia" nicht gerade positiv für die beiden Protagonisten endet. Denkst du, Romeo und Julia wären glücklich geworden, hätte Bruder Lorenzos Plan funktioniert?
Die Liebe der beiden zueinander enthält meiner Meinung nach eine unendliche Kraft. Also ja, auf der Ebene hätte es wohl funktioniert. Fraglicher ist, ob Lorenzos angedachte Versöhnung der Familien geklappt hätte. Aber wenn nicht, wären die Beiden wahrscheinlich durchgebrannt...

Wenn du auf die vergangenen vier Monate bei den Kreuzgangspielen zurückblickst: Welche Momente bleiben dir besonders in Erinnerung? Kannst du dir vorstellen, auf die Kreuzgangbühne zurückzukehren?
Es war eine wunderschöne Zeit, die ich unter keinen Umständen missen möchte. Am allerschönsten war die Atmosphäre und Chemie innerhalb des Ensembles. So viele interessante und nette Menschen beisammen, das ist etwas Besonderes. Hinzukommt, dass mir die Menschen in Feuchtwangen sehr herzlich begegnet sind. Es war mir eine Ehre für sie und vor Ihnen auf dieser zauberhaften Bühne zu stehen, auf der ich selbstverständlich sehr gerne noch einmal spielen würde!

Hattest du bei den Kreuzgangspielen Einfluss auf die Rollengestaltung, vor allem bei Smee im Kinderstück "Peter Pan"?
Auf alle Fälle! Der Regisseur setzt den Rahmen, gibt Anstöße und Kritik. Ich als Schauspieler habe die Aufgabe, die Rolle mit Leben zu füllen. Mit meinem Leben, dem, was ich an Erfahrungsschatz hab und dem, was mir möglich ist zu geben.

Peter Pans „Smee“ ist eine Rolle mit viel Humor und Witz, Romeo eine sehr ernste Rolle. Liegt dir eines von beiden mehr?
Ich habe beide Rollen liebend gern gespielt. Sie sind natürlich schwer miteinander zu vergleichen.
Ob mir das Eine mehr liegt als das Andere kann ich nicht sagen. Das ist wahrscheinlich auch immer vom Stück und von der Rolle abhängig. Beides hat seine Existenz im Leben, beides ist mir wichtig!

Bevorzugst du es, in einem richtigen Theater zu spielen oder spielst du lieber auf einer Freilichtbühne?
Eine Freilichtbühne ist schon großartig, besonders bei gutem Wetter. Etwas Schöneres gibt es wohl kaum...

Wenn du dir aus allen Büchern, die es gibt, einen Charakter aussuchen dürftest, um ihn auf der Bühne zu spielen – wen würdest du wählen?
Den Hauptcharakter „Jon-Jon“ aus dem Jugendroman „Winterbucht“ von Mats Wahl. Ich hatte mir immer vorgestellt, wie wohl eine Bühnenadaption aussehen würde und dass ich da unbedingt mitspielen wollen würde!

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus? Wo kann man dich jetzt nach der Kreuzgangspiele-Saison auf der Bühne sehen? 
Im Oktober nehme ich an dem „Kiezstürmer-Projekt“ vom St. Pauli – Theater teil. Dort sieht man mich in dem Stück „Unerträglich lange Umarmung“ von Iwan Wyrypajew.
Ansonsten bin ich jetzt in einer Hamburger Agentur für Film und Fernsehen und freue mich sehr auf erste professionelle Erfahrungen vor der Kamera!

Welche Frage wolltest du schon immer einmal bei einem Interview beantworten, ist dir aber noch nie gestellt worden? Natürlich darfst du auch gleich die Antwort verraten. ;)
Ich finde immer sehr spannend zu erfahren, aus welcher Motivation heraus die Menschen leben und ins Besondere ihrer Tätigkeit nachgehen. Für mich ist es zunächst die Liebe zur Kunst. Es ist mir eine Herzensfreude zu „Schauspielen“ und dadurch auch noch mein täglich Brot zu verdienen. Und: die Liebe und Unterstützung, die ich durch meine Familie und Freunde erfahre, ist für mich durch nichts zu ersetzen!




Abschließend möchte ich mich bedanken:
Danke Moritz, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen so ausführlich zu beantworten! Danke für die Kreuzgangspiele Saison 2016 und viel Erfolg für deine weitere Schauspielkarriere!

Ich hoffe, euch hat dieses Interview gefallen. Anregungen, Wünsche und Kritik könnt ihr als Kommentar oder als Mail an crashingchandelier@web.de loswerden. 


Yasmin