[Interview] Manuel Lopez

Heute gibt es ein neues Interview!
Dieses Mal konnte ich den Musicaldarsteller Manuel Lopez für ein Interview gewinnen.

Manuel Lopez spielt zurzeit am Landestheater Dinkelsbühl in "Here we are! The Andrew Sisters". Bis vor wenigen Tagen hat er außerdem die sprechende fleischfressende Pflanze Audrey Zwo in "Der kleine Horrorladen" verkörpert. 

© Niclas Ramdohr



Wie bist du zum Theater gekommen? Hattest du einen Plan B für den Fall, dass es mit dem Beruf Musicaldarsteller nicht klappt?
Ich habe an der Goethe Universität Frankfurt eine Zeit lang Erziehungswissenschaften studiert. Das war aber meine am meisten verschwendete Zeit und diente nur zur Überbrückung bis zum Studium zum Musiktheaterdarsteller.
Ich komme noch aus der ZIVI Zeit, daher habe ich eine ganze Weile auf der Notaufnahme im Krankenhaus gearbeitet. Ich hätte mir vorstellen können, im medizinisch pflegerischen Bereich zu arbeiten. Aber der Weg dorthin wäre gar nicht so meins gewesen. Von daher bin ich froh, dass die Kunst gesiegt hat.




Gibt es Personen, die dich schauspielerisch und musikalisch beeinflusst haben?
Es gibt immer Künstler, die einen auf irgendeiner Ebene inspirieren und beeinflussen. Bei mir vorne dabei sind Drew Sarich, Pia Douwes, aber auch so mancher vielseitiger Popsänger und nicht zuletzt die tollen Kollegen und Dozenten, mit denen man arbeitet.

In deiner Vita stehen großartige Rollen wie zum Beispiel Simon Zelotes in "Jesus Christ Superstar", Audrey Zwo in "Der kleine Horrorladen" und Che in "Evita". 
Wenn du an alle Rollen in deiner bisherigen Karriere zurückdenkst, hattest du eine Lieblingsrolle?
Das ist eine schwierige Frage. Jede Rolle hat etwas ganz besonderes und man lernt ja bekanntlich aus positiven wie negativen Erfahrungen.
Prägend war definitiv die Zeit am Schmidt Theater, da man geschult wird, als Solist ständig auf der Bühne zu sein, wenn man nur zu 6 ist. Das ist etwas ganz besonderes.
Natürlich war Yakari als meine erste große Hauptrolle in so großen Hallen etwas ganz besonderes. Auch dort habe ich viel über die künstlerische Arbeit gelernt – positiv wie negativ. Es hat mein Künstlerdasein geprägt.
Mereb in Aida war eine Rolle, die mir sehr lag, Spaß macht und zudem noch mit tollen Kollegen auf einer grandiosen Seebühne … unvergleichbar.
Che in Evita ist einfach eine Monsterrolle, die so viele große tolle Sänger spielen durften. Es ist einfach eine Ehre, diese Rolle schon so früh spielen zu dürfen.
Audrey2 im kleinen Horrorladen ist gesanglich natürlich ganz toll. Man kann so viel ausprobieren und spielen. In diesem Fall hängt halt Herz und Seele dran, weil ich noch für die Choreografie und das Lichtdesign zuständig war.
Am besten gefallen, weil ich den Humor, den Charakter und die Show liebe,war wohl der Esel in Shrek. Der ging mir von der Hand wie morgens Zähneputzen.

"Yakari - Freunde fürs Leben", wo du die Hauptrolle Yakari gespielt hast, ist ein Kinder- und Familienmusical, "Der kleine Horrorladen" oder "Evita" Erwachsenenstücke. Wie unterscheiden sich Kinder und Erwachsene als Publikum?
Jemand sagte mal zu mir, wenn man ein Kinderstück schreibt, muss man ein wenig denken, wie ein Kind. Das erklärt viel. Kinder finden ganz andere Dinge witzig oder gruselig, wie Erwachsene. Da muss man sich auch als Darsteller etwas hineindenken. Ihre Konfliktgewichtung liegt meist ganz woanders. Es ist eine ganz andere Ebene, die aber auch viel Spontanität und Freiheit lässt.

Wie kam es dazu, dass du hier in Dinkelsbühl am Landestheater spielst?
Ich kam ganz spontan durch ein Vorsprechen nach Dinkelsbühl. 2015 für Jesus und Ganze Kerle. Letzteres war der Hauptgrund dort zu arbeiten. Es war mein erstes Schauspiel.

Du hast ja schon an mehreren Freilichtbühnen wie zum Beispiel in Thun oder Bad Vilbel gespielt. Wie unterscheidet sich Dinkelsbühl von diesen Bühnen und gibt es etwas, dass du an der Stadt und dem Theater hier in Dinkelsbühl besonders schätzt?
Die Bühnen sind kaum vergleichbar, da sie an Größe und finanzieller Mittel sehr unterschiedlich sind.
Thun ist natürlich grandios, weil eine riesen Bühne auf das Wasser gebaut wird. Dort wird nur ein Stück im Sommer gespielt. Somit haben sie die Möglichkeit, alles in Sachen Technik und Design auszuschöpfen. Es ist der Wahnsinn, was dort realisiert wird.
Bad Vilbel ist speziell. Als ich dort gearbeitet habe, gab es nur 4 Abendstücke. Das hatte den Vorteil, dass sie in Sachen Bühnenbau viel umfangreicher designen konnten. Jetzt ist alles viel moderner, auch was den Zuschauerbereich betrifft, aber mit 11 Produktionen müssen sie Abstriche an der Ausstattung machen. Ich persönlich finde das schade.
Dinkelsbühl ist wahrscheinlich eines der kleinsten, wenn nicht das kleinste, aller Landestheater in Deutschland. Dem entsprechend sind die Begebenheiten. Wir haben extrem wenig Personal für diesen Umfang an Arbeit im Sommer. Das heißt, jeder arbeitet für 5. Andererseits ist man so gezwungen, sich in alle Bereiche einzubringen. Das ist auch ein Vorteil. Allerdings wäre meiner Meinung nach viel mehr drin. Wenn man das Level konkurrenzfähig anhebt, ist es Aufgabe der Stadt, dafür auch das nötige zu investieren. Es braucht für uns Darsteller eine Masken Abteilung, Bühnen-, Ton-, Licht- und Kostümdesigner, die aus dem entsprechenden Genre kommen und Kreative aus dem Musical Bereich. Somit wäre die Arbeit geteilter und jeder hätte im Sommer weniger Stress. Dann wäre in Dinkelsbühl noch viel mehr  möglich.


In "Der kleine Horrorladen" spielst du die fleischfressende, sprechende Pflanze Audrey Zwo. Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet?
Das Ding ist, dass die Gesangspartie eigentlich nicht so auf meine Stimme passt. Ich habe mir verschiedene Aufnahmen angehört, um für mich meinen eigenen Stil zu finden.

Als Audrey Zwo betrittst du erst gegen Ende des Stücks die Bühne und singst vorher deine Parts aus dem Off. Wie war es für dich, Audrey Zwo nur mit Hilfe deiner Stimme zu spielen und mit Seymour (Patrick Mai) zu interagieren, ohne ihn wirklich zu sehen?
Man stellt schnell fest, dass man alles, was man körperlich spielt, mit der Stimme umsetzen muss. Da bietet diese Rolle auch viel Freiheit. Im Idealfall hat man einen Darsteller, der mit seiner Stimme sehr flexibel ist. Es entwickeln sich immer neue Betonungen und Klangfarben, die das Spiel lebendig machen. Es ist wichtig den Puppenspieler zu spüren – noch eher als die Kollegen auf der Bühne.

Am Ende des Stücks bist du dann auch tatsächlich als Audrey Zwo auf der Bühne zu sehen - und tanzt in High Heels besser als manche darin laufen können. Wie lange hast du gebraucht, um so gut in hohen Schuhen tanzen zu können?
Wir haben das natürlich im Studium schon gehabt, der Rest ist reine Gewohnheit. Das heißt: In der ersten Show fällt man, in der letzten klappts dann.

Apropos Tanzen - du hast für "Der kleine Horrorladen" auch choreographiert. Wie lange dauert die Erarbeitung einer Choreographie und wie läuft das ab?
Ich persönlich schaue einfach, was an Bildern und Bewegung kommt wenn ich die Musik höre. Wichtig ist natürlich in dem Zuge auch das Gespräch mit dem Regisseur. Ich bin sehr glücklich, dass unsere Vorstellung sich weitgehend gedeckt haben und ich meiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Am Ende probiert man natürlich aus, weil das Hauptziel ist, dass die Darsteller gut dabei aussehen.

Im Theater passieren ab und an auch mal Pannen. Gibt es eine Panne, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt so viele … meine persönliche war wohl, als ich fast die Hose verloren habe.
Aber wenn ich jetzt mit jeder Panne anfange, da sind wir morgen nicht fertig. Zum Glück merkt das Publikum das selten.

Schauspielern wird oft Aberglaube nachgesagt. Hast du vor deinen Vorstellungen Rituale?
Ich bin als Sternzeichen Jungfrau eh ein Routinetier. Daher ist es mir einfach wichtig, alles in Ruhe immer gleich zu machen um mich einzustimmen. Aber da ist jeder anders. Und gerade bei Open Air kann das variieren.

Auf welchen Bühnen willst du in der Karriere unbedingt noch stehen? Und hast du Traumrollen, die du unbedingt einmal spielen möchtest?
Natürlich würde ich gerne mal für Stage arbeiten, aber als sehr intuitiver Darsteller, der gerne entwickelt und probiert, passe ich vielleicht nicht ganz in das Konzept. Ich würde aber gern mal in König der Löwen spielen, und Lucheni in Elisabeth. Aber es gibt so viele spannende Rollen... Im Moment bin ich natürlich sehr interessiert auch als Choreograf mehr zu machen und eventuell auch als Co Regie zu arbeiten.

Wo kann man dich in Zukunft auf der Bühne sehen?
Als nächstes werde ich mit Evita auf Tour gehen. Diese Produktion habe ich in Stuttgart schon gespielt.
Danach ist noch alles offen...




Abschließend möchte ich mich bei Manuel Lopez bedanken, dass er sich die Zeit genommen hat, meine Fragen zu beantworten. 
Vielen, vielen Dank und ich wünsche dir für deine weitere Theaterkarriere viel Erfolg und nur das Beste! Hoffentlich spielst du mal wieder hier in Dinkelsbühl! :)


Yasmin