Zu oft im Theater?


"Du warst schon das dritte Mal in dem Theaterstück?! Wird das nicht irgendwann langweilig?"

Mit dieser Frage wird man als Theaterfan häufig konfrontiert. In den letzten Tagen habe ich mir Gedanken zu diesem Thema gemacht und möchte sie nun mit euch hier in meinem Blog teilen. 



Der gesellschaftlich anerkannte Theaterbesuch-Standart sieht ungefähr so aus: Egal, ob man das Stück gut oder schlecht findet, man besucht eine Vorstellung und das war´s. Selbst wenn das Stück absolut begeisternd war, sieht man es sich nur einmal an.
(Diese Menschen sind gehören häufig zu der Personengruppe, die mehrfache Theaterbesuche nicht verstehen kann.)

Den meisten passionierten Theaterfans hingegen reicht ein Besuch nicht aus. Sie gehen gerne mehrfach in ein Stück, das sie mögen oder das ihnen sehr gut gefallen hat. 
Warum tuen Theaterfans das?

Ich denke, ein gutes Theaterstück ist wie ein gutes Buch, dass man mehrfach lesen kann, ohne dass es langweilig wird.
Man entdeckt immer wieder Kleinigkeiten, die einem vorher noch nicht aufgefallen sind. Man taucht in eine völlig andere Welt ein. 
Keine Vorstellung ist wie die andere.
Bei Stücken mit mehrfacher Rollenbesetzung ist es offensichtlich, dass jede Show unterschiedlich ist. Jeder Schauspieler bringt seine eigene Interpretation der Rolle mit in das Gesamtwerk. Wechseln die Schauspieler, ist jede Vorstellung eine andere.
Diese "Regel" gilt natürlich auch für Stücke mit einer gleichbleibenden Besetzung.
Ich war zum Beispiel im Sommer 2015 fünfmal in "Der Brandner Kaspar" bei den Kreuzgangspielen Feuchtwangen. Ich habe fünf variierende Vorstellungen gesehen.
Natürlich gibt es keine großartigen Änderungen am Stück selbst, doch jedes Mal sind Feinheiten und Kleinigkeiten anders. 
Ein weiterer Grund für mehrfache Theaterbesuche sind die Schauspieler.
Man ist Fan von Schauspieler XY und möchte ihn mehrfach in der Rolle sehen.
Man fand Schauspieler YX absolut großartig in seiner Rolle und kann sich an fantastischen schauspielerischen Leistungen einfach nicht sattsehen.
Was ich persönlich spannend finde: Jedes Mal spielen die Schauspieler ein klein wenig anders als bei den vorherigen Besuchen.


Ich finde es traurig, dass man von Außenstehenden als "verrückt", "übertrieben" oder sogar als "krank" abgestempelt wird, wenn man gerne mehrfach ins Theater geht.
Ich sehe Theaterbesuche als ein Hobby. Zum Vergleich: Wer nennt einen Fußballfan verrückt, wenn er zu jedem Heimspiel seiner Mannschaft ins Stadion geht? 
Jeder sollte seinem Hobby nachgehen dürfen, ohne dafür verspottet zu werden.



Nun würde mich interessieren, welche Erfahrung ihr schon mit der Diskussion "Zu oft im Theater?" gemacht habt und wie eure Meinung dazu ist.
Lasst einen Kommentar da (das geht übrigens auch anonym) oder schreibt mir eine Mail an crashingchandelier@web.de


Yasmin