"Der nächste Einlauf kommt bestimmt!"


So, heute kommt mein letzter Blogpost zu den Kreuzgangspielen 2015.

Außer dem Kinderstück Michel in der Suppenschüssel und dem ersten Abendstück Der Brandner Kaspar und das ewig´ Leben wird dieses Jahr "Der eingebildete Kranke" von Moliére gespielt.

Ich hatte schon die Generalprobe am 17.Juni gesehen, konnte aber meine Gedanken dazu noch nicht wirklich in Worte fassen.
Also wartete ich bis zu meinem zweiten Besuch am 24.Juni, bis ich meine Meinungen und Eindrücke auf meine Leser loslasse. ;)


Ich hatte in der 11.Klasse das Stück im Französisch Unterricht gelesen und war nun also dementsprechend gespannt, was mich nun in Feuchtwangen erwarten würde.



Wir entschlossen uns relativ früh, den Eingebildeten Kranken anzuschauen und somit hatte ich dann auch das Glück, Karten in der Mitte der ersten Reihe zu ergattern.
Für Menschen, die gerne den absoluten Überblick über das gesamte Geschehen haben wollen, sind diese Plätze wohl kaum geeignet.
Wenn man aber gerne relativ nah dran sein möchte, kann ich die erste Reihe echt empfehlen.
Ist wohl auch immer eine Geschmackssache.


Der Inhalt des Stückes ist im Gesamten relativ komplex, die Kreuzgangspiele hingegen haben es ziemlich gut gekürzt.
Der Hypochonder Argan wird von Ärzten umsorgt, da er sich allerlei verschiedene Krankheiten einreden lässt. Um Geld zu sparen, will er seine Tochter Angélique mit einem Arzt verheiraten, Angélique hingegen möchte ihre "Liebschaft" Cleante heiraten.
Wer mehr erfahren will, findet hier und hier mehr Informationen.


"Der eingebildete Kranke" wird in Feuchtwangen von Meinhard Zanger inszeniert.
Außerdem bearbeitete er den Ursprungstext etwas und machte das Stück damit sprachlich zeitgemäßer.
Er belässt darin auch drei Tanzszenen, die Argans Träume verdeutlichen.
In allen steckt eine großartige Symbolik.
Seien es Tiermasken in einer oder Todesvisionen in der anderen Szene - klasse.


Die Kostüme sind absolut großartig. In allen steht viel Liebe zum Detail, besonders gut hat mir die Ähnlichkeit der Kostüme von Cleante und Angélique gefallen.
Auch das Bühnenbild weiß zu überzeugen.
Bilder davon findet ihr hier.


Diese Inszenierung lebt von ihren Schauspielern, die alle perfekt in ihre Rollen passen. 

Sina Schulz überzeugt voll und ganz als Argans Ehefrau Béline, die sie sehr berechnend spielt.
Sie hebt Bélines fast schon hinterhältiges Verhalten gegenüber ihrem Ehemann wahnsinnig gut hervor.


Einen der lustigsten Parts des Stücks haben Gerd Lukas Storzer als Thomas Diafoirus, Angéliques Verlobten, und Wolfgang Beigel als dessen Vater.
Storzer spielt den jungen Arzt herrlichen unbeholfen, Beigel gibt den bestimmenden Stichwortgeber im Hintergrund.
Allein das Zusammenspiel dieser beiden macht das Stück schon absolut sehenswert!


Der "Promi" dieser Inszenierung ist Horst Janson als der eingebildete Kranke Argan.
Jansons Argan ist ein Sturkopf, den fast nichts von seinen Überzeugungen, sei es in Bezug auf seine Krankheiten oder in Bezug auf die Heirat seiner Tochter, abbringen kann.
Außerdem hat Horst Janson eine wahnsinnige Bühnenpräsenz, was natürlich super zur Rolle passt. 
Ganz großes Schauspiel!


Argans genialer Gegenpart ist die Dienerin Toinette, gespielt von Hannah Sieh.
Sie ist gewitzt und resolut, im gewissen Sinne auch der gute Geist des Stücks.
Großartig, wenn sie die Zuschauer dazu auffordert, bei der Morgengymnastik Argans mitzumachen.
Ihr Schauspiel und ihre Rollenauslegung sind absolut weltklasse!




Abschließend kann ich sagen:
"Der eingebildete Kranke" bei den Kreuzgangspielen 2015 ist absolut klasse.
Nicht nur das tolle Stück, sondern auch die großartigen Schauspieler machen diese Inszenierung wirklich sehenswert!

Wenn man hier allerdings eine sehr klassische Umsetzung des Originals erwartet, wird man wohl ziemlich enttäuscht werden.
Für diese Inszenierung sollte man offen sein, denn dann wird man einen ziemlich spaßigen und tollen Abend haben.


Infos zum Stück, zur Inszenierung und Fotos findet ihr hier.




Yasmin