"Micheeeel" - 27.5.2015


Nachdem mein Bericht zum Theaterspaziergang auf so positives Feedback gestoßen ist, möchte ich heute etwas zum diesjährigen Kinderstück der Kreuzgangspiele schreiben:


Michel in der Suppenschüssel!


Astrid Lindgrens Geschichte über den Lausbuben aus Lönneberga hatte am 17.Mai 2015 im Feuchtwanger Kreuzgang Premiere. 

Als Termin für meinen Theaterbesuch hatte ich den 27.Mai auserkoren, da an diesem Tag eine Nachmittagsvorstellung stattfand. 
Karten hatte ich mir für Reihe 15, Platz 327 besorgt. Diese Plätze kann ich übrigens echt empfehlen, wenn man nicht unbedingt in der 1. Reihe sitzen möchte. Man hat von dort einen tollen Überblick über beide Ebenen und erkennt trotzdem alle Details.  Außerdem hat man dort viel Beinfreiheit. 



Der Regisseur Ulrich Meyer-Horsch verlegt die Geschichte vom frühen 20. Jahrhundert in die 1970er Jahre. 
Daran orientiert sich auch das Bühnenbild und die Kostüme, von daher fällt diese Änderung nicht wirklich auf. 

Das Bühnenbild besteht aus mehreren Teilen: Michels Schuppen mit den Holzmännchen, der Vorratskammer, dem Esszimmer des Hofes, der Toilette und der Fahnenstange.
Der Kreuzgang wird sehr schön miteinbezogen und bildet den Eingang zu Kuh-, Schwein- und Pferdestall.
Während sich auf der unteren Ebene das normale Alltagsleben von Michels Familie abspielt, wird die obere Ebene unter anderem zur Arztpraxis umfunktioniert. 

Die Kostüme sind wunderbar, hier könnt ihr euch Bilder davon ansehen.
Besonders gut gefallen hat mir Klein-Idas rot-weißes Kleid.


Astrid Lindgrens Geschichten über Michel sollten ja so ziemlich jedem aus seiner Kindheit bekannt sein.
Die Handlung des Stücks beschränkt sich auf einige kurze Episoden aus Michels Leben.
Sie beginnt im Esszimmer des Hofes, wo Michel ein ziemlich verhängnisvolles Erlebnis mit einer Suppenschüssel hat.
Außerdem wird unter anderem Klein-Ida am Fahnenmast hochgezogen, Lina hat Zahnschmerzen und Michels Familie besucht das Volksfest.


Ulrich Meyer-Horsch legt den Fokus nicht nur auf Michel, sondern gibt jedem Charakter seinen Raum. Da das Stück nur eine gute Stunde dauert, fällt dieser zwar nicht besonders groß aus, wodurch manche Rollen etwas blass bleiben.


Marco Bretscher-Coschignano spielt die Hauptrolle Michel.
Er spielt den kleinen schwedischen Jungen sehr agil, was sehr gut zur Rolle passt.
Man nimmt ihm voll und ganz ab, dass Michel nicht absichtlich Unfug macht.

Liza Simmerlein als Klein-Ida überzeugt auf ganzer Linie. Stückbedingt bleibt ihre Rolle leider ein wenig blass, was ich etwas schade finde. 
Gegen Ende des Stückes spielt sie - übrigens mit einem sehr lustigen polnischen Akzent - die Frau mit Vollbart auf dem Volksfest.

Michels Mutter Alma, Barbara Macheiner, konnte mich nicht so ganz überzeugen. 
Barbara Macheiner spielt super, keine Frage. Allerdings wirkt Alma in dieser Inszenierung eher fröhlich statt resigniert. 

Julian Bayer fungiert in seiner Rolle als Arzt auch als Erzähler, er erklärt die Gegebenheiten auf Katthult. 
In der Volksfest-Episode spielt er Bulte, dessen Berliner Schnauze gut in das Stück passt.

Leenert Schrader gibt einen sehr kumpelhaften und sympatischen Knecht Alfred, Michels besten Freund. 

Sina Schulz spielt dieses Jahr die Magd Lina. 
Ich mochte Lina in den alten Filmen nie, sie wirkte immer so böse und mürrisch. 
Bei den Kreuzgangspielen allerdings wirkt sie sympathisch. 
Richtig toll besetzt!

Die heimliche "Star" des Stücks ist Thomas Hupfer - Michels Vater Anton.
Michels Unfug trifft meistens ihn, man kann seinen Frust deshalb nachvollziehen. 
Allerdings hat er - genauso wie Michel - den Schalk im Nacken sitzen, an einigen Stellen erkennt man sofort die Parallelen zwischen Vater und Sohn.


Um ein abschließendes Fazit zu ziehen:
"Michel in der Suppenschüssel" ist ein Stück für Jung und Alt! 
Ein tolles Stück für Kinder, aber auch Erwachsene kommen auf ihre Kosten, da das Stück richtig lustig ist - ich habe wirklich an manchen Stellen Tränen gelacht!
Vor allem, wenn man die Geschichten aus seiner eigenen Kindheit und Jugend kennt und mag, hat man besonders Spaß.
Wohl eines der besten Feuchtwanger Kinderstücke der letzten Jahre! 
Wer sich diesen wunderbar inszenierten Michel nicht ansieht, verpasst definitiv etwas!


"Michel in der Suppenschüssel" könnt ihr ab 20.Juni wieder fast jeden Tag im Feuchtwanger Kreuzgang erleben - Infos zu Tickets und Terminen findet ihr hier!



Yasmin