"Es lebe Tell!"


"... der Schütz´ und Erretter!"

Wer kennt den Schweizer Sagenheld Wilhelm Tell nicht?
Dies dürfte hauptsächlich der Tatsache geschuldet sein, dass Friedrich Schiller auf Bitten seines Freundes Goethe hin ein Drama über den Tyrannenmörder erschuf, das bis heute weltweit gelesen wird. 

Die Kreuzgangspiele Feuchtwangen haben sich dieses Jahr Schillers Werk angenommen und bringen es unter dem Thema "Freiheit", das dieses Jahr das Thema der Kreuzgangspiele ist, auf die Bühne. 

Am Dienstag, den 17. Juni, ein Tag vor der großen Premiere des Stückes, stand nun die für die Öffentlichkeit zugängliche Generalprobe an. 

Da ich wie auch bei Cabaret einen Platz weit vorne wollte ( *hust* 1.Reihe *hust*),
fanden ich und meine Begleitungen uns wieder relativ früh in Feuchtwangen ein. 
Nach einer Weile trafen dann auch bekannte Gesichter ein, so verging die Zeit doch etwas schneller. 

Ein Haken hatte der Abend allerdings. Hatte ich vorher noch auf einen wolkigen, aber trockenen Abend gehofft, fing es knapp 2 Stunden vor dem geplanten Beginn an zu regnen. Anfangs nieselte es nur etwas, später wurde dann ein richtig schöner Starkregen daraus.  

Regen und eine unüberdachte Freilichtbühne vertragen sich bekanntlich nicht wirklich gut. 
Das hinderte die Schauspieler und den Regisseur zum Glück nicht daran, die Generalprobe trotzdem wie geplant durchzuführen. (Mittlerweile nieselte es zum Glück nur noch)

Für den interessierten Leser möchte ich kurz zusammenfassen, worum es in Schillers Drama geht.  (Wenn ihr den Inhalt des Stückes bereits kennt - überspringt die Zusammenfassung einfach.)

Die Bürger von Schwyz, Uri und Unterwalden leiden unter der Tyrannenherrschaft Österreichs. Schwyz und Uri müssen die Willkür des Reichsvogts Herrmann Gessler fürchten, der ihren Willen brechen und sie unterwerfen will.
Eines Tages stellt er in Altdorf (Uri) seinen Hut auf einer Stange auf, dem gleiche Ehrerbietung wie ihm selbst zuteil werden soll.
Die Bürger wollen sich dies aber nicht länger gefallen lassen und schwören sich, vereint gegen den Tyrannen vorzugehen, nachdem auch der Adel in Form von Ulrich von Rudenz auf der Seite der Österreicher steht.
Zurück in Altdorf kommt Wilhelm Tell, ein Jäger aus Uri, mit seinem Sohn am Hut auf der Stange vorbei. Da er ihn nicht wie vorgeschrieben grüßt, wird er sofort von Gesslers Wachen verhaftet. Seine Freunde eilen herbei und wollen ihn befreien, doch auch Gessler kommt zufällig vorbei. Er lässt Tell unter einer Bedingung gehen: Er muss einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen. Tell bietet sein Leben an, doch Gessler beharrt auf dem Schuss. 
Nach langem Schweigen schaltet sich Rudenz ein, der mittlerweile von seiner Angebeten Bertha von Bruneck von den Interessen seines Heimatlandes überzeugt wurde und auch dafür einsteht. Er erkennt, dass er schon viel zu lange Gesslers Tyrannei zugeschaut hat. Während es zu einem kurzen Streit zwischen den beiden kommt, schießt Tell den Apfel vom Kopf seines Sohnes. 
Gessler erkennt die Qualität des Schusses an, nimmt Wilhelm Tell jedoch trotzdem fest. Dieser hatte einen zweiten Pfeil für seine Armbrust eingesteckt, um Gessler zu erschießen, falls er seinen Sohn getroffen hätte. 
Er kündigt an, den Gefangenen zu seiner Burg zu bringen, was das Volk als Verstoß gegen ihre Freiheitsbriefe sieht. Gessler stellt jedoch klar, dass sich Freiheit durch Gehorsam verdient werden muss.
Während der Überfahrt auf dem Vierstätter See herrscht - wie schon zu Beginn - sehr schlechtes Wetter. Der Fährmann ist besorgt um Tell und fürchtet, dass er schon umgekommen ist.  Dieser aber kommt just in diesem Moment um die Ecke und berichtet, wie er mit einem gewagten Sprung von dem Schiff flüchten konnte.
Nun schwenkt die Handlung zum Hof vom Freiherr von Attinghausen, dem Onkel Rudenz´. 
Er liegt im Sterben und fragt nach Rudenz, der aber nicht erscheint. Er ist in Gesellschaft von Tell´s Schwiegervater, Werner Stauffacher und Konrad Baumgarten (alle drei waren bei der Verschwörung gegen den Tyrannen dabei) und weihen den Freiherrn in ihre Pläne gegen Gessler ein. Kurz nachdem er gestorben ist, stürmt Rudenz herein und bereut, seinem Onkel nicht schon früher von seinem Sinneswandel berichtet zu haben. 
Er kann jedoch die Anwesenden davon überzeugen, sofort gegen Gessler vorzugehen.
Wilhelm Tell wartet währenddessen in einer Schlucht auf Gessler, der dort vorbeikommen soll. Er plant, ihn umzubringen, da er es als einzige Sühne für den Apfelschuss sieht. 
Gessler kommt wenig später auch vorbei und wird von Tells Pfeil tödlich verwundet. 
Der Tod des Tyrannen hat sich schnell im Volk herumgesprochen und es gelingt, die Tyrannei zu zerschlagen.
Tell wird als Held gefeiert, während Rudenz seine Knechte abschließend für frei erklärt.



Regisseur Yves Jansen hat den eigentlich 4 Stunden langen Tell auf gut 2 Stunden gekürzt. 
Mir persönlich fehlen zwei Szenen, die aber nicht besonders wichtig für die Handlung sind. Das ist jedoch rein subjektiv und stört das Verständnis nicht.
Außerdem siedelt er Tells Geschichte nicht im frühen Mittelalter an, sondern versetzt ihn in Schillers Zeit, was durch die Kostüme deutlich wird.


Das gesamte Ensemble war richtig gut, aber ich möchte drei Schauspieler hervorheben, die mir persönlich am besten gefallen haben. 

Frank Jordan stellt Wilhelm Tell anfangs unscheinbar dar, als einfachen Mann, der es aber trotzdem hilft, wenn Not am Mann ist. Er stellt ihn als einen Menschen wie du und ich dar, nicht als eine mythische Überfigur. Mir persönlich gefällt diese Darstellung sehr, da sie Tells Handlungen verständlicher macht. 

Was wäre das Stück ohne den Bösewicht Gessler? Thomas Karl Hagen spielt den Tyrannen hervorragend.  Das zeigt sich auch in den Momenten, in denen Gessler schwächer als sonst erscheint, zum Beispiel kurz bevor der ermordet wird. 

Abschließend möchte ich noch Thomas Hupfer erwähnen. Wie ich schon in meinem Bericht zur "Cabaret"-Generalprobe erwähnt hatte, mag ich sein Schauspiel sehr. 
In Wilhelm Tell hat er mehrere Rollen, die wichtigste davon ist Ulrich von Rudenz. Er stellt ihn anfangs als überheblich dar, im Laufe des Stückes ändert sich dies dann. Rudenz´ stellt sich auf die Seite der Schweizer. 
Dieser Umschwung wirkte beim Lesen auf mich etwas "scheinheilig" und genau das zeigt Thomas Hupfer auch. Obwohl er nun auf der Seite der Schweizer ist, wirkt er am Ende immer noch dem Volk erhaben. 


Ich kann den "Wilhelm Tell" der Kreuzgangspiele Feuchtwangen nur weiterempfehlen.
Wenn man sich die Handlung einmal genauer ansieht, wird man Parallelen zur heutigen Zeit finden können. Das ist es, was das Stück meiner Meinung nach herausragend macht. 

Am Donnerstag schaue ich mir das Stück noch einmal an und bin freue mich - auch aufgrund der tollen Generalprobe - schon sehr. Wenn ihr mehr zu dieser Inszenierung wissen möchtet, könnt ihr Informationen, Bilder und Tickets auf der Seite der Kreuzgangspiele finden. 



Yasmin